Klang Und Ton 4 01 S 29-31, klang und ton

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Barma_K+T_4/01 S.29-31 29.10.2002 16:13 Uhr Seite 29
Materialien für den Boxenbau
Der Stoff
Der Stoff
aus dem die
aus dem die
Boxen sind
Gehäusematerial
Boxen sind
Jeder feste Körper schwingt, wenn er durch
ein Schallereignis angeregt wird, in Eigen-
resonanz aus. Die von der Lautsprecherrück-
seite abgestrahlte Schallenergie versetzt die
Gehäusewände in Resonanzschwingungen.
Nun wirken aber schwingende Gehäuse-
wände wie Schallquellen, deren Schallan-
teile sich zu dem von den Lautsprechern ab-
gestrahlten Schall addieren. Die Folge sind,
je nach Materialdichte, mehr oder weniger
deutliche Klangverfärbungen. Im Idealfall
wird der Schall nur von den Lautsprecher-
membranen und den dafür vorgesehenen
Gehäuseöffnungen (Bassreflexkanal, Horn-
öffnung, Transmissionline,...) abgestrahlt.
Weiterhin muss das Gehäusematerial den di-
rekten Durchtritt von Schall aus dem Inne-
ren der Box verhindern. Daher ist es für den
Bau von Lautsprechergehäusen empfehlens-
wert, Materialien hoher Dichte und hoher
innerer Dämpfung zu verwenden und die
Gehäusewände zusätzlich zu versteifen.
Im folgenden Teil wollen wir die Vor- und
Nachteile der gebräuchlichsten Materialien
gegenüberstellen.
Zugegeben: Es gibt Lautsprecherchassis, die sind so
schön, dass man viele Abende damit zubringen kann,
sie anzuschauen und sich an ihrer Schönheit zu er-
freuen. (Hier gilt es anzumerken, dass für diese Art
der Anwendung der Name des zu betrachtenden
Gegenstandes vielleicht ein wenig falsch gewählt
wäre, doch meine Arbeit wäre jetzt zu Ende.)
Leider ist es unumgänglich, selbst den schönsten
Lautsprecher in ein Gehäuse einzupferchen, damit er
ein paar tiefe Töne von sich geben kann. Zudem kann
ein schöner Anzug auch weniger wohlgeratenen
Chassis zu neuem Ansehen verhelfen. Ganz wie im
richtigen Leben.
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ROHSPANPLATTE
TISCHLERPLATTE
feine Struktur eignet sich MDF besonders für
den Bau von Design-Gehäusen, denn Aus-
fräsungen, Schrägschnitte und Gehrungen
gelingen besser als bei irgendeinem anderen
Baustoff. Verklebungen mit Montagekleber
sind schnell und einfach auszuführen. MDF
kann furniert oder gespachtelt und lackiert
werden, wobei die Schnittkanten eine be-
sondere Behandlung erfordern. Zuschnitte
Ein klassisches Baumate-
rial ist die aus Holzlei-
sten und dünnen Holz-
platten zusammenge-
setzte Tischler-
platte, die es in
verschiedenen
Holzarten gibt.
Für die Verarbei-
tung gilt das glei-
che wie für die fur-
nierte Spanplatte. Ihr
Vorteil ist das wesent-
lich geringere Gewicht
und die bessere Bear-
beitbarkeit der Schnittkan-
ten. Sie ist in 16 und 19 mm
Holzstärke in vielen Bau-
märkten im Zuschnitt für 40
bis 60 DM pro m
2
erhältlich.
Aus Holz-
spänen und
Kleber in Plattenform
gepresst, besitzt sie eine relativ glatte Ober-
fläche und eine weniger fest gepresste
Mittelschicht. Dadurch werden Gehäuse-
schwingungen stärker bedämpft, jedoch
steigt der Anteil an Durchtrittsschall. Die
Schnittkanten sind sehr grobporig und
schlecht zu bearbeiten. Klebungen werden
mit Holzleim oder Montagekleber (wir emp-
fehlen „Pattex Montage Kraftkleber“ oder
„Bison Montagekleber Deco“) durchgeführt.
Fast alle Baumärkte bieten genaue Zu-
schnitte in Holzstärken von 10, 12, 16, 19
oder 22 mm an. Für kleinere Boxen, bis ca.
10 Liter Volumen, sollte die Holzstärke 16
mm, für größere Gehäuse 19 mm nicht
unterschreiten. Rohspanplatte kann furniert,
mit Folie oder Stoff beklebt oder (aufwändi-
ger) gespachtelt und lackiert werden. Sie ko-
stet im Zuschnitt zwischen 10 und 20 DM
pro Quadratmeter und ist damit das günstig-
ste Material für erste Probegehäuse.
gibt
es in fast
allen Baumärk-
ten in Holzstärken von
8, 10, 12, 16, 19 und 22 mm
zu Preisen von 20 bis 35 DM pro m
2
(diese
Preise gelten nicht für „OBI“ in Kerpen, wo
ich für einen Quadratmeter 16 mm MDF sage
und schreibe 42,90 DM bezahlte (Wucher!).
Für Satellitenlautsprecher bis ca. 3 Liter Vo-
lumen reicht eine Holzstärke von 10 mm, für
Gehäuse bis ca. 10 Liter 16 mm, größere Ge-
häuse sollten mindestens 19 mm stark sein.
Durch seinen Preis und seine vielfältigen Be-
arbeitungsmöglichkeiten ist MDF bevorzug-
ter Baustoff für den Boxenbau.
GROBSPANPLATTE
Verschiedene Furnierstücke
und Binder zu Platten ver-
presst, ergeben ein Patch-
workartiges Mosaik in vie-
len Gelb-/Brauntönen.
Die Oberfläche ist une-
ben, kann aber mit ei-
nem Bandschleifer
geglättet und dann
klarlackiert werden.
Für das Auge wirkt
die Grobspan-
platte recht unru-
hig – doch wer es
mag, bekommt hier-
mit eine sowohl Durch-
trittsschall dämmende als
auch schwingungsdämp-
fende Bauplatte für einen
Quadratmeterpreis von 20 bis
30 DM in 15 oder 18 mm Stärke, die mit
Holzleim oder Montagekleber verklebt wird
und leicht zu verarbeiten ist. Unser Heim-
kino mit Peerless Bestückung beizten wir in
Jeansblau, was dem OSB ein ganz beson-
deres Aussehen verlieh, ebenfalls schön ist
Frühlingsgrün, Lavendel oder Kirschbaum,
Schwarz dagegen wirkt wie bei vielen ande-
ren Oberflächen eher langweilig.
SPERRHOLZ (MULTIPLEX)
Aus ca. 1 mm starken übereinander geleim-
ten Birken oder Buchenplatten, die von
Platte zu Platte um 90° gedreht sind, ist Mul-
tiplex der beste Baustoff sowohl zur Reso-
nanzdämpfung als auch Durchtrittsschall-
dämmung. Zur Verklebung eignet sich Holz-
leim am besten. Die Oberfläche kann ge-
beizt und klarlackiert oder auch geölt und
gewachst werden. Reizvoll sind die Hell-/
Dunkelkontraste der Schnittkanten, die zum
Boxendesign genutzt werden sollten. Holz-
stärken von 15, 18, 21 und 24 mm stehen
zum Boxenbau zur Verfügung. Sehr unter-
schiedlich sind die Preise bei verschiedenen
Baumärkten und Holzhändlern für die glei-
chen Plattenstärken. Oftmals muss man auch
eine ganze Platte (1,5 m x 3,0 m) kaufen, für
die der Zuschnitt zusätzlich berechnet wird.
So zahlten wir für 18 mm Birken-Multiplex
zwischen 44 und 96 DM pro m
2
inkl. Zu-
schnitt. Multiplex ist wesentlich schwerer zu
FURNIERTE SPANPLATTE
Auf Rohspanplatte beidseitig aufgeklebte
Holz oder Kunststofffurniere stehen in
großer Auswahl in fast allen Baumärkten im
Zuschnitt in Holzstärken von 16 oder 19 mm
zur Verfügung. Sie besitzen (natürlich) die
gleichen Eigenschaften wie ihr Basismaterial.
Holzfurnierte Bretter werden mit Holzleim,
kunststofffurnierte mit Spezialleim geklebt.
Die Schnittkanten verschönert man mit
Holzleisten oder Kantenumleimern, die mit
dem Bügeleisen aufgebügelt werden. Der
Zuschnittspreis beträgt zwischen 35 und
60 DM pro m
2
.
MITTELDICHTE FASERPLATTE (MDF)
Aus feinen Holzfasern und Binder gleichmä-
ßig fest in Plattenform gepresst, besitzt sie
eine glattere Oberfläche und viel feinpori-
gere Schnittkanten als Rohspanplatte. Sie
dämpft den Durchtrittsschall besser, neigt
aber minimal mehr zu Eigenschwingungen,
die jedoch auf Grund des hohen Gewichts
größere Anregungen brauchen. Durch seine
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LEIMHOLZPLATTEN/HOLZPLATTEN
In immer mehr Baumärkten werden seit eini-
ger Zeit sehr schöne Kiefer-, Eucalyptus- und
Buchen-Leimholzplatten (das sind plange-
schliffene, zusammengeleimte Holzleisten, de-
ren Flächen ein interessantes Patchwork-Mu-
ster haben) recht preiswert für den Möbelbau
angeboten. Für den Lautsprecherbauer sind
diese Platten als Gehäusebaustoff leider nicht
geeignet. Holz „arbeitet“, d. h. bei größerer
Luftfeuchtigkeit dehnt es sich aus, bei Trocken-
schleifen als MDF, daher ist ein sehr genauer
Zuschnitt erforderlich. Wegen seines zu MDF
geringeren Gewichtes bei gleichzeitig größe-
rer Robustheit haben wir unsere Musikerki-
sten ausschließlich aus Multiplex gebaut,
denn die Boxen sollen häufige Transporte
unbeschadet überstehen, ohne den Instru-
mentalisten schon vor dem Konzert mit
Bandscheibenvorfall außer Gefecht zu set-
zen.
STEIN
Marmor, Granit und Schiefer sind die gän-
gigsten Natursteinarten, die zum Bau außer-
gewöhnlicher Gehäuse dienen können.
Nachteilig ist die schwierige Bearbeitung,
die Maschinen und handwerkliche Fähig-
keiten eines Steinmetzes verlangen. Be-
sonders Schiefer ist als Baumaterial hervor-
ragend geeignet, da es durch seine Struktur
relativ weich ist, Wandschwingungen aber
nicht zulässt. Leider bedarf es eines Auto-
krans zum Aufstellen von Standlautspre-
chern und selbst, wenn man Regalboxen
bauen möchte, sind größte Anforderungen
an die Tragfähigkeit des Regals gestellt. So
brachte z.B. die 2-Wege-Regalbox eines Le-
sers 54 kg auf die Waage anstatt der 6 kg,
die das gleiche Modell in Grobspanplatte
wog. Nichts destoweniger war ihr Klang das
Gewicht wert. Zu den Preisen befragen Sie
bitte Ihren Arzt oder Apotheker, da es die-
sen bei der Nennung so großer Zahlen nicht
so schwindelig wird.
heit
zieht es sich
zusammen. Ist das
Holz aber in allen Richtun-
gen verleimt, (was beim Boxenbau ja unab-
dingbar ist,) entstehen in den Wänden Span-
nungen, die sich erst auflösen, wenn einer
nachgibt. Dies geschieht dadurch, dass eine
Platte an ihrer schwächsten Stelle einen Riss
bekommt, und aus ist es mit der erwünschten
Luftdichtigkeit. Trotzdem ist Holz für den Laut-
sprecherdesigner nicht uninteressant, eignet es
sich doch hervorragend für eine aufgesetzte
Schallwand (siehe CT 186). Hierbei muss die
(Leim)Holzplatte unbedingt von beiden Seiten
mit der gleichen Oberflächenbehandlung ver-
sehen werden, da sie sich sonst aus oben ge-
nanntem Grund in eine Richtung verbiegt. Bei
unseren Subwoofern in
K+T
3/2000 klebten
wir Leimholz auf einen MDF-Korpus, wodurch
das Gehäuse besonders stabil wurde. Hier
hatte Schall keine Chance, aus dem Inneren
durch die Wände zu dringen, geschweige diese
gar zu schütteln.
ACRYL oder PLEXIGLAS/GLAS
Im-
mer wie-
der trifft uns die
Frage, ob eine Laut-
sprecherbox auch aus durchsichtigem Mate-
rial gefertigt werden kann. Ein sauber auf-
gebautes Gehäuse, das die inneren Werte
nicht verbirgt, ist schon etwas Besonderes –
erst recht, wenn für die Frequenzweichen
edelste Bauteile verwendet wurden. Es sei
aber darauf hingewiesen, dass eine Laut-
sprecherbox ohne Dämmmaterial im Allge-
meinen ziemlich abscheulich klingt. Ande-
rerseits empfinden wir es als unsinnig, ein
durchsichtiges Gehäuse mit Dämmstoff zu
füllen, da innere Werte aus weißer Watte
oder grauem Schaumstoff letztlich kein
wirklicher Augenschmaus sind. Im Sinne
hochwertiger Wiedergabe sicher keine emp-
fehlenswerten Materialien.
ANDERE MATERIALIEN
Leider können wir nicht alle denkbaren Materi-
alien, die bis jetzt erfunden sind oder noch
werden (besonders die chemische Industrie
verblüfft immer wieder mit neuen noch feste-
ren, leichteren, für alle Zwecke anwendbaren,
die Umwelt nie belastenden Materialien [wie z.
B. Plastiktüten oder gelben Säcken]), hier an
dieser Stelle besprechen. Doch für alle Bau-
stoffe gilt: sie dürfen nicht luftdurchlässig oder
verbiegbar sein. Ebensowenig dürfen sie,
wenn man mit dem Knöchel auf sie klopft,
nachschwingen wie z. B. Metallplatten.
In der nächsten Ausgabe werden wir näher
auf das Äußere und Innere des Gehäuses
eingehen.
Udo Wohlgemuth
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